
Dibombari Mbock vs Mbog Bassong
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Die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Denkern. Eine Gegenüberstellung ihrer philosophischen Ansätze und Literatur.
Beide Denker, die dem afrikanischen Kemetismus zugerechnet werden, konzentrieren sich stark auf die Wiederentdeckung und die Bedeutung der altägyptischen Zivilisation (Kemet) für die moderne afrikanische Philosophie und Identität.
Dibombari Mbock: Eine Rückbesinnung auf Kemet
Dibombari Mbock ist ein kamerunischer Schriftsteller, dessen Werk tief in der Erforschung der altägyptischen Hieroglyphen und der Philosophie des alten Ägypten verwurzelt ist. Sein Hauptanliegen ist es, die kulturelle und sprachliche Kontinuität zwischen dem alten Ägypten und den heutigen afrikanischen Völkern, insbesondere den Bantu, nachzuweisen. Er sieht in der altägyptischen Zivilisation nicht nur eine historische Quelle, sondern eine lebendige philosophische Basis, die die afrikanische Identität und Weltanschauung bis heute prägt.
Seine Werke, wie "Les Hiéroglyphes Égyptiens" oder "Traité sur Maât", behandeln Themen wie die Hieroglyphen als universelle Sprache, die Relevanz der Ma'at-Philosophie (Ordnung, Wahrheit, Gerechtigkeit) für das heutige Afrika und die Verbindung zwischen ägyptischen Gottheiten wie Osiris und den spirituellen Traditionen der subsaharischen Völker.
Philosophischer Ansatz: Mbocks Ansatz lässt sich als historisch-hermeneutisch beschreiben. Er nutzt philologische und historische Methoden, um die altägyptische Weisheit für die Gegenwart zu erschließen. Seine Arbeit zielt darauf ab, ein fundamentum für eine afrikanische Philosophie zu schaffen, die nicht von westlichen Gedankengütern kolonisiert wurde. Er argumentiert, dass die Rückkehr zu den spirituellen und intellektuellen Quellen von Kemet der Schlüssel zur afrikanischen Renaissance ist. Er sieht eine Wiederbelebung der altägyptischen Traditionen als Weg zur Dekolonisierung des Geistes.
Mbog Bassong: Vom Mythos zur Wissenschaft
Mbog Bassong, ebenfalls ein kamerunischer Denker, teilt mit Mbock die Überzeugung von der zentralen Bedeutung des alten Ägypten. Sein Werk geht jedoch über die reine historische Aufarbeitung hinaus und versucht, die altägyptischen Mythen und Kosmologien mit modernen naturwissenschaftlichen Konzepten, insbesondere der Quantenphysik, zu verbinden. Er argumentiert, dass die alten afrikanischen Kosmologien nicht nur mythische Erzählungen, sondern komplexe, symbolische Darstellungen universeller Wahrheiten sind, die der modernen Wissenschaft ähneln.
Philosophischer Ansatz: Mbog Bassongs Philosophie ist analytisch und systemisch. Er sieht in der afrikanischen Mythologie einen rationalen Kern und ein kohärentes philosophisches System. In seinem Buch "La méthode de la philosophie africaine" schlägt er eine methodische Annäherung an die afrikanische Philosophie vor, die auf der Hermeneutik von Mythen basiert. Er behauptet, dass diese Mythen den einzig möglichen Weg darstellen, um mit der universellen Wahrheit, dem „Réel“, in Kontakt zu treten. Sein Ziel ist es, die afrikanische Philosophie als eine fortschrittliche und wissenschaftlich fundierte Denkweise zu etablieren.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Ähnlichkeiten:
- Kemetische Fundierung: Beide Denker sehen das alte Ägypten (Kemet) als die Wiege der afrikanischen Philosophie und als wesentliche Inspirationsquelle für die Dekolonisierung des afrikanischen Denkens.
- Fokus auf afrikanische Identität: Beide zielen darauf ab, eine eigenständige und starke afrikanische Identität zu fördern, die auf ihren eigenen historischen und kulturellen Grundlagen beruht.
- Ablehnung westlicher Hegemonie: Sie teilen eine kritische Haltung gegenüber der Dominanz westlicher philosophischer Traditionen und streben eine Neupositionierung der afrikanischen Philosophie als eigenständigen und gleichwertigen Beitrag zur Weltphilosophie an.
Unterschiede:
- Methode: Dibombari Mbock ist primär historisch und philologisch orientiert, indem er die historischen und sprachlichen Verbindungen zwischen Kemet und dem heutigen Afrika herstellt. Mbog Bassong verfolgt einen eher analytischen und wissenschaftlichen Ansatz, indem er versucht, die altägyptischen Kosmologien mit moderner Physik und Quantentheorie zu verknüpfen.
- Fokus: Mbocks Arbeit ist stärker auf die konkrete Wiederbelebung der alten ägyptischen Lehren und Hieroglyphen ausgerichtet, um eine philosophische und kulturelle Grundlage zu schaffen. Bassong hingegen ist stärker an einer epistemologischen Neuinterpretation interessiert, die beweisen soll, dass die afrikanische Weisheit bereits eine fortschrittliche wissenschaftliche "Theorie des Ganzen" enthielt.
- Literarische Schwerpunkte: Während Mbock eine breite Palette von Büchern über Hieroglyphen, Ma'at und die Verbindung zu Bantu-Sprachen geschrieben hat, sind Mbog Bassongs Werke stärker auf methodologische Fragen der afrikanischen Philosophie, Soziologie und Ästhetik fokussiert.
Die Rezeption in der afrikanischen Geisteswelt
Die Werke von Mbock und Bassong stoßen in der afrikanischen akademischen und intellektuellen Landschaft auf unterschiedliche Resonanz. Während Mbocks historisch-hermeneutischer Zugang besonders in philologischen und kulturellen Kreisen Beachtung findet, wird Bassongs Versuch, Mythos und moderne Wissenschaft zu verbinden, oft als innovativ, aber auch umstritten betrachtet. Beide Ansätze tragen jedoch zur Debatte über die Autonomie und Zukunft der afrikanischen Philosophie bei.
Die politische Dimension
Beide Denker überschreiten die Grenzen der reinen Philosophie. Mbocks Rückgriff auf Ma’at verweist auf eine Ethik der Gerechtigkeit und sozialen Ordnung, die politische Institutionen in Afrika inspirieren könnte. Bassongs systemischer Ansatz liefert hingegen eine Grundlage für eine afrikanische Wissenschaftsphilosophie, die die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit Afrikas stärken soll.
Einfluss auf die afrikanische Diaspora
Die Ideen von Mbock und Bassong haben auch in der afrikanischen Diaspora Anklang gefunden. Sie werden von Intellektuellen in Europa, den USA und der Karibik als Werkzeuge verstanden, um die eigene Identität neu zu definieren. Besonders in postkolonialen Debatten dienen sie als Argumentationsgrundlage für die Rückbesinnung auf afrikanische Wurzeln.
Schlussgedanke: Zwei Wege zur afrikanischen Renaissance
Ob durch die philologisch-historische Rückbesinnung bei Dibombari Mbock oder die systemisch-wissenschaftliche Synthese bei Mbog Bassong – beide Wege führen zur Stärkung des afrikanischen Selbstbewusstseins. Die afrikanische Philosophie gewinnt durch ihre Ansätze neue Tiefe und Vielfalt. Vielleicht liegt die wahre Stärke nicht in der Wahl zwischen beiden Positionen, sondern in ihrer Ergänzung.
Was denken Sie? Braucht die Zukunft Afrikas eher eine Rückkehr zu den Ursprüngen oder eine Synthese mit modernen wissenschaftlichen Modellen?